Kunst und Kirche – das ist wohl seit eh und je eine geglückte Symbiose. Viele Meisterwerke der Kunstgeschichte entspringen dem Streben nach der Darstellung des Erhabenen. Eine besondere Form von Endlichkeit und Transzendenz zeigt sich in der Johanniterkirche in Feldkirch. Von den romanischen Grundmauern über die barocken Fresken bis zum neugotischen Hochaltar reichen die Relikte der vergangenen Zeit. Heute sind sie Kulisse für die Installationen zeitgenössischer Kunst. Die Künstlerinnen und Künstler sind eingeladen, diesen Raum aus ihrem Erleben zu erforschen.
Sich diesem Ort zu nähern, ist ganz einfach, steht die Kirche doch an einem prominenten Platz mitten in der Stadt. Trotzdem blicken viele nicht hinter die Fassade, wo sich einer der spannendsten Kunsträume der Region verbirgt. Wer aus dem Trubel der Marktgasse über die Schwelle der Kirche tritt, wird sofort gefangen von der Stille, vom Licht und von den Dimensionen des Raumes. Nach und nach wandert der Blick auf die Fragmente früherer Zeiten. Wie ein offenes Buch erzählen sie die Geschichte vieler Jahrhunderte. An den Wandmalereien verdeutlichen die Wappen die enge Verbindung des Johanniterordens mit der Stadt. Was diesen Raum ausmacht, sind die typischen Elemente einer Kirche, insbesondere aber der nach archäologischen Ausgrabungen offene Boden. Diese Kombination von Fülle und Kargheit ist ein einzigartiges Wagnis für die Kunst der Gegenwart. Wer sich darauf einlässt, ist zwangsläufig dem Ort auf der Spur. So entstehen viele schöne Kunstwerke, aber auch Antworten auf nie gestellte Fragen und Fragen ohne vorhersehbare Antworten. Nicht nur wir sind immer wieder fasziniert, wie sehr uns dieser kraftvolle Zwischenraum künstlerisch überrascht und zugleich spirituell berührt.
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